Wir freuen uns über die große Resonanz und Begeisterung für unser Projekt! Sie lässt uns allerdings befürchten, dass Leute nicht nur zufällig an den illuminierten Frauen vorbeigehen und kurz verweilen, sondern gezielt aufbrechen könnten, um sich die Potsdamerinnen im Licht anzusehen. Das ist angesichts der immer noch dramatischen Infektionslage nicht gut.
Wir haben uns daher entschieden, erstmal nur digital zu starten.
ab 31.1.21 am Potsdamer Klosterkeller, Friedrich-Ebert-Straße 94.
Sie haben die Stadtpolitik mitgestaltet, Schulen für Mädchen gebaut, geholfen, Parteien aufzubauen, eine moderne Entwicklungspolitik auf den Weg zu bringen, Glaubensgenossinnen unterstützt Potsdams weltberühmte Gärten gestaltet – und doch kennt kaum jemand ihre Namen:
Johanna Just (1861-1929), Schulgründerin, Pionierin der Frauen- und Mädchenbildung (Projektion 31.01. – 06.02.2021
Anna Zielenziger (1867-1943), letzte Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins (Projektion 07.02. – 13.02.2021)
Anna Flügge (1885-1968), SPD-Stadtverordnete, Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt (Projektion 14.02. – 20.02.2021)
Herta Hammerbacher (1900-1985), Gartenarchitektin, Professorin an der TU Berlin (Projektion 21.02. – 27.02.2021)
Erika Wolf (1912-2003), CDU Stadtverordnete, Vizepräsidentin der Welthungerhilfe (Projektion 28.02. – 07.03.2021)
Gemeinsam mit der Potsdamer Bürgerstiftung wollen wir das in einem besonderen Projekt ändern. In der Zeit vom 31. Januar bis zum 7. März 2021, jeweils zwischen 18 und 21 Uhr, werden wir die Portraits dieser fünf Frauen an die Außenwand des Klosterkellers in der Friedrich-Ebert-Straße 94 projizieren. In dieser dunklen Zeit des Jahres wollen wir daran erinnern, dass man etwas bewegen kann, auch, wenn alle äußeren Umstände dagegensprechen.
Den Anstoß dafür gab im November vergangenen Jahres die Sozialwissenschaftlerin Prof. em. Sabine Hering, die auch zu den Gründerinnen des Frauenwahllokals gehört. Unser Kuratorium schlug vor, Anna Flügge, Johanna Just, Erika Wolf, Anna Zielenziger und Herta Hammerbacher per Lichtinstallation buchstäblich ins Stadtbild zurückzuholen. Doch wer waren diese Frauen? Und wofür stehen sie? In einer eigenen Podcast-Reihe wollen wir ihr Leben und Werk vorstellen. Die Recherchen dazu liefert die Potsdamer Ethnologin und Publizistin Jeanette Toussaint, die Umsetzung übernimmt die Redakteurin Stefanie Schuster. Per QR-Code können Passanten sich die bislang allesamt unveröffentlichten Informationen kostenlos auf das eigene Smartphone herunterladen und anhören. Darüber hinaus stellen wir auf Podigee die Reihe als Podcast ein.
Wir danken der Landeshauptstadt Potsdam für ihre Unterstützung! Trotz allem ehrenamtlich eingebrachten Engagements könnte dieses Projekt ohne die Finanzierung durch die Kulturförderung nicht stattfinden. Besonders die Leiterin des Fachbereichs Kultur und Museum, Dr. Birgit-Katharine Seemann, die Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth und die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, Noosha Aubel, haben sich für „Potsdamerinnen ins Licht“ stark gemacht. In einem Grußwort werden sie selbst via Internet unser Projekt feierlich eröffnen.
Und wir danken natürlich all jenen, die in ihrem Bildarchiv gekramt und uns die Aufnahmen zur Verfügung gestellt haben:
dem Archiv des Oberstufenzentrum Johanna Just
Ellen Fränkel für das Foto von Anna Zielenziger
Ursula Demitter für das Foto von Anna Flügge
dem Archiv der TU Berlin für das Foto von Prof. Herta Hammerbacher
dem Archiv des Deutschen Bundestages für das Foto von Dr. Erika Wolf.
Unsere Lichtinstallation leitet hin zum Internationalen Frauentag, der weltweit immer am 8. März gefeiert wird. Hier in Brandenburg begleitet ihn traditionell die vom Frauenpolitischen Rat organisierte Brandenburgische Frauenwoche. In diesem Jahr findet sie bereits zum 31. Mal statt. Das Motto: „Superheldinnen am Limit“ (Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg e.V. » 2021 – Superheldinnen am Limit (frauenpolitischer-rat.de).
Das Frauenwahllokal und die Potsdamer Bürgerstiftung wollen die Rolle der Frauen in der Potsdamer Stadtgeschichte ins Licht und damit ins Bewusstsein rücken. Anna Flügge, Herta Hammerbacher, Johanna Just, Erika Wolf und Anna Zielenziger stellten sich den Herausforderungen ihrer Zeit – und fanden ihren eigenen, beispielhaften Weg, damit umzugehen. Daran wollen wir erinnern und vor allem in Corona-Zeiten, in denen uns persönliche Begegnung fehlt, anderen Frauen und Mädchen Mut machen. Bei aller Verschiedenheit eint die Frauen nämlich eines: Sie waren mutige Vorreiterinnen ihrer Zeit, die zum Wohl der Allgemeinheit bewusst gegen den Strom schwammen.
Am 12. November 2018 fand im Brandenburger Landtag zur Erinnerung an die 100jährige Wiederkehr der Verkündung des Frauenstimmrechts in Deutschland die Eröffnungsveranstaltung mit Britta Stark, Susanna Karawanskij, Theater 89, Christina Thürmer-Rohr, Sabine Rheinhold und den Sängerinnen der Gruppe „Gretchens Antwort“ statt.
Sabine Hering als Erzählerin in der szenischen Darstellung der Reichstagsdebatten im Kampf um das Frauenwahlrecht Foto: Karoline Wolf
Am 19.Februar 2019 bekam das Frauenwahllokal den Marie-Juchacz-Preis von der SPD-Fraktion des Bundestages verliehen.
Festveranstaltung im Barberini
Am 18. März 2019 wurde im Museum Barberini an die erste Stadtverordnetenversammlung mit weiblichen Abgeordneten erinnert, die 100 Jahre zuvor in diesen Räumen stattgefunden hatte.
Zu den Akteurinnen gehörten:
Jeanette Toussaint, Brigitte Faber-Schmidt, Ulrike Gutheil, Bettina Jahnke, Shelly Kupferberg, Antje Ravic, der Oberbürgermeister Mike Schubert und die Vorsitzende der SVV Potsdam Birgit Müller.
Foto: Karoline Wolf
Foto: Karoline Wolf
Foto: Karoline Wolf
Foto: Karoline Wolf
Foto: Karoline Wolf
Foto: Karoline Wolf
Finale der langen Veranstaltungsreihe rund um das Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht war die Übergabe der Weltkugel „Uns gehört die Hälfte der Welt“, die im Barberini vom Publikum gestaltet wurde. Vor dem Plenarsaal des brandenburgischen Landtages übernahm die Landtagspräsidentin Britta Stark die Forderungen, verbunden mit der Hoffnung auf mehr Teilhabe von Frauen in allen Bereichen.
Foto: Sabine Hering
Stadt für eine Nacht – Das Frauenwahllokal wird mobil
Am 31. August 2019 nahm das Frauenwahllokal an dem großen Potsdamer Kulturevent „Stadt für eine Nacht“ teil und bekam für seine „Hütte“ den 2. Preis.
Foto: Susanne Stich
Foto: Susanne Stich
Foto: Susanne Stich
Foto: Susanne Stich
Foto: Irene Kirchner
Foto: Irene Kirchner
Nach rund 51 Veranstaltungen im Jahr 2018 und 2019 geht es 2020 und 2021 weiter
Frauenstraßennamen in der „Neuen Mitte“
Das Quartier „Neue Mitte“, das auf dem Terrain der abgerissenen Fachhochschule im Zentrum von Potsdam entsteht, soll auf Vorschlag von Mitgliedern des Frauenwahllokals drei Straßen mit den Namen bedeutender Frauen bekommen, deren Engagement mit dem unmittelbaren Umfeld verbunden war: Anna Flügge (1929 bis 1933 SPD-Stadtverordnete – Tagungsort Stadtschloss), Anna Zielenziger (1906 bis 1933 Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins – Synagoge am heutigen Platz der Einheit neben der Hauptpost), Dr. Erika Wolf (1946-1950 CDU-Stadtverordnete und Leiterin der Abteilung Frauen im CDU-Landesvorstand – symbolisch die Nähe zum heutigen Landtag)
Anna Flügge mit Tochter Hilde, um 1929 (Privatbesitz Ursula Demitter)
Erika Wolf, 1960er Jahre (Deutscher Bundestag/Slomifoto)
Anna Zielenziger mit ihrem Mann Julius, 1936 (Privatbesitz Ellen Fränkel)
Am 26. September 2019 haben der Kulturausschuss und danach die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung der Straßenbenennung zugestimmt.
Der Kampf um die Parität
Die Umsetzung des in Brandenburg durch den Landtag verabschiedeten Paritätsgesetzes wurde durch ein Urteil des Brandenburger Verfassungsgerichts im November 2020 aufgrund seiner angeblichen „Verfassungswidrigkeit“ infrage gestellt.
Aus Sicht des Frauenwahllokals ist die Parität ein weiterer wichtiger Schritt zur wirksamen Umsetzung des 1918 verkündeten Frauenstimmrechts.
Foto: privat
Das neue Projekt: “Potsdamerinnen ins Licht“ ab 31. Januar 2021
In Kooperation mit der Potsdamer Bürgerstiftung und der Brandenburger Frauenwoche wird ab 31.01.2021 in der Innenstadt an fünf bedeutende, aber „vergessene“ Potsdamerinnen erinnert. Ihre Portraits werden jeweils eine Woche lang mit Beginn der Dunkelheit auf die Fassade des ehemaligen Klosterkellers projiziert. Informationen über ihr Leben und Wirken sind dann über Podcasts – auch hier – verfügbar:
Anna Flügge (1885-1968), SPD-Stadtverordnete, Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt
Johanna Just (1861-1929), Schulgründerin, Pionierin der Frauen- und Mädchenbildung
Erika Wolf (1912-2003), CDU-Stadtverordnete, Vizepräsidentin der Welthungerhilfe
Anna Zielenziger (1867-1943), letzte Vorsitzende des Israelitischen Frauenvereins
Herta Hammerbacher (1900-1985), Gartenarchitektin, Professorin
Sehr geehrter Herr Stadtpräsident, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Stadtverordnete.
Mein Name ist Sabine Hering, ich bin Professorin für Frauen- und Wohlfahrtsgeschichte – jetzt im Ruhestand. Da ich das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Steinmeier nicht zuletzt dafür erhalten habe, dass ich mich seit Jahrzehnten für die Würdigung bedeutender Frauen in der deutschen Geschichte eingesetzt habe, fühle ich mich dazu verpflichtet, dies auch heute und hier zu tun.„Sabine Hering in der SVV Potsdam – Straßenneubenennung in der Potsdamer Mitte“ weiterlesen →
Vor ein paar Wochen beschloss der Kulturausschuss, dass drei Straßen in der Potsdamer Mitte nach Frauen benannt werden sollen. Diese Woche nun steht die Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung an. In der Zeit zwischen diesen zwei Sitzungen kochten die Gemüter in Potsdam ordentlich hoch. Einige stellten in Frage, ob hier demokratische Prozesse eingehalten wurden. Andere verbitten sich jeden Angriff auf die historische Wiederauferstehung des Stadtzentrums in all seiner Größe. Schließlich ist das Ensemble mit allem Pipapo doch Teil unseres über Jahrhunderte gepflegten kollektiven Gedächtnisses. Und was ja mal schon gar nicht geht, sind Namen an denen der anrüchige Gestank einer politischen Partei hängt – egal welcher.