Historisches Hörspielkino 2: Louise Otto-Peters und Clara Zetkin

„Frauen aus allen deutschen Gegenden brachten das Geld dafür auf.“ – Dieser Satz steht auf dem im Jahr 1900 errichteten Denkmal für Louise Otto-Peters in Leipzig. Und er zeigt noch heute, welche Anerkennung der Gründerin des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (1865) damals zuteil wurde.

Sie und die Frauenrechtlerin Clara Zetkin wurden jetzt auch im Potsdamer Frauenwahllokal gewürdigt, das in seiner Reihe „Historisches Hörspielkino“ zwei Radioporträts der bürgerlichen und der sozialistischen Frauenrechtlerin aufführte, die von Michaela Gericke und Sigrid Hoff für die rbb-Reihe „100 Jahre Frauenwahlrecht“ im vergangenen Jahr produziert wurden.

Die beiden Autorinnen waren am Donnerstagabend auch im Frauenwahllokal zu Gast und beantworteten Fragen aus dem Publikum und von Moderatorin Laura Kapp. Kapp fragte auch, ob und wenn ja, was beide Frauenrechtlerinnen miteinander verband, die ja nicht nur unterschiedlichen Generationen – Louise Otto-Peters wurde 1819 und Clara Zetkin 1857 geboren – sondern auch unterschiedlichen politischen Richtungen angehörten.

Michaela Gericke

Doch mithilfe der beiden, jeweils 25-minütigen facettenreichen Radiofeatures wurde man/frau selbst schnell fündig. Beide wurden in Sachsen geboren und erfuhren in den jeweiligen Elternhäusern frühe Förderung und Bildung. Die Mutter von Clara Zetkin (geb. Eißner) kannte zudem Louise Otto-Peters; sie gründete den Allgemeinen Deutschen Frauenverein mit und initiierte selbst einen Frauenverein in Wiederau. Clara Zetkin besuchte ab Anfang der 1870er Jahre außerdem ein Lehrerinnenseminar in Leipzig, dessen Vorsteherin Auguste Schmidt, eine Weggefährtin von Louise Otto-Peters, war.

Sigrid Hoff

In der überaus anregenden Veranstaltung im Frauenwahllokal kam auch die Rede auf Kontinuitäten, Brüche und Radikalisierungen der bürgerlichen respektive der proletarischen Frauenbewegung, die beispielhaft durch Clara Zetkin verkörpert werden. Zetkin trat 1878 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands bei, die 1890 in SPD umbenannt wurde. Dort gehörte sie gemeinsam mit ihrer Freundin Rosa Luxemburg zum revolutionären linken Flügel. Frauenpolitik war indes nur eines von Zetkins politischen Themen, die sich später jedoch gemeinsam mit Käthe Duncker für den Internationalen Frauentag stark machte.

1915 organisierte Zetkin in Bern die erste internationale Konferenz sozialistischer Frauen gegen den Krieg – was ihr vier Monate Haft wegen Landesverrats in Deutschland einbrachte – und trat nach der Novemberrevolution der neu gegründeten KPD bei, für die sie bis 1933, zuletzt als Alterspräsidentin im Reichstag saß. Ihre letzte Rede, in der sie 1932, 75-jährig und krank, mutig den Nazis die Stirn bot und für eine Einheitsfront der Werktätigen warb, berührt heute mehr denn je, seitdem mit der AFD eine Partei im Bundestag sitzt, die sich Nationalismus und Rassismus auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Moderatorin Laura Kapp mit den Autorinnen

Sehr aufschlussreich war auch, wie sich einzelne Zuhörerinnen des Hörspielkinos zu Louise Otto-Peters und Clara Zetkin äußerten. Letztere hatte es als einzige Frau mit ihrem Altersporträt auf einen DDR-Geldschein geschafft und für die, die in der DDR sozialisiert wurden, war sie, wie sie sagten „ein rotes Tuch“. Während einige Westsozialisierte sie nicht kannten und auch nicht mit dem Internationalen Frauentag in Verbindung brachten. Oder sie, wie in der Veranstaltung über Marie Juchacz in der vergangenen Woche, als „Moskau hörig“ bezeichneten.

Dies zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, sich in der Gegenwart mit der Geschichte (der Frauenbewegung) auseinanderzusetzen. Einerseits, um Kontinuitäten und Brüche besser zu verstehen, andererseits, um die Erfolge der Vorkämpferinnen zu kennen und zu würdigen. Denn es kann sich sehr kraftvoll anfühlen, wenn frau erfährt, dass die frauenbewegten Frauen vor mehr als einhundert Jahren international vernetzt und zu vielen Tausenden in Frauenvereinen aller Couleur organisiert waren.

Und es mithilfe von vielen kleinen finanziellen Beiträgen schafften, ihrer Vorkämpferin Louise Otto-Peters ein imposantes Denkmal zu stiften. Der damit als erster Frau in Leipzig überhaupt eine solche Ehrung ermöglicht wurde. Seit 1993 gibt es zudem in der Messestadt eine Louise Otto-Peters-Gesellschaft, die das Leben und Werk der Dichterin, Schriftstellerin, Journalistin, 1848er-Demokratin und Frauenpolitikerin in der Öffentlichkeit bekanntmacht und würdigt.

Text:  Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Andreas Möbius

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