Speed-Mentoring III mit den beiden ehemaligen Potsdamer Oberbürgermeisterinnenkandidatinnen

Sie haben sich nichts geschenkt, als sie Kontrahentinnen im Potsdamer Oberbürgermeister* innenwahlkampf 2018 waren. Jetzt standen Martina Trauth (DIE LINKE) und Janny Armbruster (Bündnis 90/Die Grünen) beim dritten Speed-Mentoring im Frauenwahllokal locker und empathisch Rede und Antwort, wie es sich für sie anfühlte, um ein kommunales Spitzenamt zu kämpfen und wie es ist, so eine Wahl zu verlieren.

Auf die Eingangsfrage von Moderatorin Dr. Uta Kletzing – Würden Sie wieder kandidieren?- antworteten beide Frauen mit einem klaren JA. Martina Trauth, die aus der Stadtverwaltung kommt und parteilos für die LINKE antrat,  bezeichnete ihren OB-Wahlkampf „als bisher größte Herausforderung ihres Lebens“, bei der sie „viel gelernt und aus der sie gestärkt hervorgegangen sei.“ Für Janny Armbruster war es „ein enormer Ritt“. Unter anderem deshalb, weil der innerparteiliche Druck und die Erwartung, über 10 Prozent zu kommen, bei den Grünen sehr groß waren und sie den Wahlkampf neben voller Berufstätigkeit ehrenamtlich geleistet hat.  Unterm Strich – so bilanzierten jedoch beide Kandidatinnen – habe sie diese Erfahrung gestärkt und (weiter) professionalisiert.

Janny Armbruster, Bündnis 90/Die Grünen

Wie werde ich Kandidatin für ein kommunales Spitzenamt?
Viele Wege führen nach Rom, könnte man auch in diesem Fall sagen. Janny Armbruster erzählte, dass sie „nicht politisch sozialisiert sei“ und auch erst 2013 Mitglied bei den Grünen wurde. Als gelernte PR-Frau sprang sie bei früheren Kommunalwahlen entschlossen ins kalte Wasser und erprobte erfolgreich „learning by doing“. Zwei Jahre vor ihrer OB-Kandidatur wurde ihr als „klassische Sprungbrett-position“ der Grünen-Fraktionsvorsitz in der Stadtverordnetenversammlung angetragen.

Janny Armbruster, griff, genauso wie Martina Trauth, die Sascha Krämer fragte, ob sie für DIE LINKE ins Rennen gehen würde, beherzt zu. Die seit zwanzig Jahren in der Stadtverwaltung tätige Gesundheitswissenschaftlerin Trauth will, wie selbst sagt, in Zukunft „gern mehr gestalten.“ Ihre Motivation, dies zu tun, sei noch einmal kräftig angewachsen, seit die AFD auch in Potsdam immer stärker geworden ist. Seitdem steht für sie fest, „dass sie raus aus der Fachlichkeit und rein in die Politik muss.“ Dies hat sie untermauert mit ihrem Eintritt in die Partei DIE LINKE – wohlgemerkt nach der verlorenen Oberbürgermeister*innenwahl.

Martina Trauth, DIE LINKE

Wie geht Wahlkampf? Woher bekommt frau Unterstützung?
Es gibt diesen Spruch, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steht. Janny Armbruster und Martina Trauth haben dafür gesorgt, dass inzwischen auch das Gegenteil der Fall ist. Beide können sich auf die Unterstützung ihrer Familien verlassen. Wie Wahlkampf geht, musste zumindest Martina Trauth in kurzer Zeit von der Pike auf lernen. Und sie hat, wie sie sagte, „viel investiert“. Nicht nur Zeit, Fleiß und Nerven, sondern auch privates Geld u. a. für Coaching, Rhetorik- und Stimmtraining.

Beide Frauen erfuhren, dass sie anders als die männlichen Mitbewerber sowohl in der Öffentlichkeit als  auch teilweise innerparteilich eher einen Misstrauens- anstelle eines Vertrauensvorschusses erhielten. Dies bestärkte Janny Armbruster darin, wie sie sagte „im Wahlkampf niemanden zu bashen“ und sich auch in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung dafür einzusetzen, endlich verbindliche Regeln für einen wertschätzenden Umgang miteinander zu erarbeiten. Denn, so warf auch Laura Kapp vom Frauenwahllokal ein, es könne nicht sein, dass sich insbesondere Frauen in der Politik ein besonders dickes Fell zulegen müssten, um zu überleben. Und, so fragte Kapp weiter, warum das bis jetzt eigentlich alle so hinnehmen? Abschließend wurde auch konstatiert, dass die „Frauenbewegung der Stadt“ nicht deutlich genug Partei für die beiden Oberbürgermeisterinnenkandidatinnen ergriffen und somit Potenzial verschenkt hat, selbst stärker und parteiübergreifend tätig zu werden.

Blick ins Frauenwahllokal/Speed-Mentoring am 31.03.19

Wie ist es, eine Wahl zu verlieren? Mit fast einem halben Jahr Abstand und neuen Herausforderungen im Blick, fiel es beiden Frauen nicht schwer, auch offen und ehrlich über ihre persönlichen Enttäuschungen zu sprechen. Doch beider Blick ist in die Zukunft gerichtet: Janny Armbruster steht bei der Kommunalwahl im Mai auf Listenplatz 1 im Wahlkreis 3. Martina Trauth hat sich bei der Stadt Potsdam als Beigeordnete für Soziales, Gesundheit und Ordnung beworben. Und – last but not least – sie wurde am Sonntagvormittag von Bettina Franke, Kreisvorsitzende der Partei „Die Partei“, ausdrücklich für ihren Wahlkampf gelobt.

Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Irene Kirchner

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